Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, ich glaube das wird ein extra Blogeintrag nur für Weihnachten (noche buena), immerhin ist man nicht alle Tage bei einer spanischen Großfamilie zu Gast, an diesem besonderen Fest.
Also am besten fange ich einfach mal beim Morgen an:
Als ich zum Frühstücken in die Küche kam, stand die Mama schon fleißig im Frottee-Schlafanzug in der Küche und bereitete das Weihnachtsessen vor, von unserer Seite wurde Braten im Teigmantel und mit Thunfisch gefüllte Eier beigesteuert.
Einen Tag vor Weihnachten entschloss ich mich dazu, Semmelknödel zuzubereiten, damit einerseits auch etwas deutsches auf den Tisch kommt, andererseits aber auch damit ich überhaupt etwas zu Essen habe, denn wie 'befürchtet' bestand das Buffet, zu dem alle etwas beigetragen haben, hauptsächlich aus Fisch und Fleisch mit einigen Beilagen. So gab es zur Vorspeise zB. Krabbe, Garnelen, so etwas wie Gemüse-Eier-Mayonese-Salat und die gefüllten Eier.
Aber spätestens nach ein paar Semmelknödeln - die mir dafür, dass ich sie zum aller ersten Mal gemacht habe, recht gut gelungen sind - und einer etwas zu salzigen Suppe, war ich schon satt, wahrscheinlich auch weil ich es immer noch nicht gewohnt bin so spät abends zu essen.
Getroffen hat sich nämlich die ganze Verwandtschaft erst um halb zehn in einer Hütte, die direkt neben unserem Haus im Innenhof steht, der alle Häuser der Schwestern meiner Gastmutter verbindet. Die Zeit bis dahin habe ich damit verbracht Knödel zu kochen, siesta zu machen, schon mal zwei Geschenke auszupacken und mich hübsch zu machen.
der kleine Zwerg betatscht gerne alles in meinem Zimmer :D |
Letztendlich haben wir also nicht vor zehn Uhr abends mit dem Essen angefangen und das nächste große Ereignis lies bis kurz vor zwölf auf sich warten, nämlich die Ankunft von Papá Noel, die von den Kleinen schon sehnsüchtig erwartet wurde.
Auf einmal versammelten sich alle am Eingang der Hütte und rückten ihre Stühle zusammen, dann wurde es ganz still und alle versuchten ein Zeichen von der Ankunft des Weihnachtsmannes mitzubekommen, und dann ging auf einmal alles ganz schnell: Die Glöckchen des Schlittens von Papá Noel waren zu hören - und nur den Kindern schien das Offensichtliche nicht aufzufallen, nämlich dass mein Gastpapa sein Handy hinterm Rücken versteckt hielt und damit die Geräusche abspielte - und kurz darauf kam ein Onkel und ein Cousin, sowie eine Cousine in die Hütte, jeweils mit einem riesigen Sack voller Geschenke. Dann ging das Chaos erst richtig los: die Kinder schrien und kreischten vor Aufregung, die Namen auf den Geschenken und Tüten wurden vorgelesen und so entstand ein riesiges Durcheinander aus lachenden Kindern, die das bunte Geschenkpapier voller Vorfreude aufrissen, überglücklichen Cousinen, die ihre Eltern stürmisch umarmten, weil sie das heiß ersehnte Handy oder die schicke neue Uhr endlich in ihren Händen hielten. Und mitten drin stand ich, hin und her gerissen zwischen totaler Begeisterung für diese Familientradition und etwas Entsetzen über diesen plötzlichen Ausbruch von Chaos und Freude.
Nachdem sich alles wieder etwas beruhigt hatte, machte sich meine Familie, plus ein Cousin und eine Cousine, auf in unser Haus, wo der Vater und ich zuvor in einem unbeobachteten Moment die Geschenke unter den Plastikbaum gelegt hatten. Dort bekamen die Familie dann auch die Geschenke von mir und auch für mich lag ein babyblaues Päckchen mit weißen Punkten unter dem Baum. Darin eingepackt war ein schöner Schal!
Ich nutzte auch gleich die Gelegenheit, und versuchte meinem Gastvater zu erklären, aus welchen Gründen ich ihm das Buch gekauft hatte, ich weiß nur nicht, ob er mich wirklich verstanden hat :D
Alle glücklich und zufrieden mit ihren Geschenken, ging es dann auch schon wieder zurück in die Holzhütte, wo die Party jetzt erst richtig begann. Die Kinder spielten mit ihren neuen Sachen und Laura und Alicia führten stolz kleine Zaubertricks aus ihren neuen Zauberkästen auf, ein Laptop und zwei Boxen sorgte für laute Partymusik, zu der nach und nach immer mehr Cousinen und Tanten zu tanzen anfingen. Es wurde reichlich Alkohol ausgeschenkt und mittlerweile legte keiner der Erwachsenen mehr wert darauf zum Rauchen raus zu gehen oder gar ein Fenster aufzumachen, alle (!) qualmten einfach vor sich hin, ohne Rücksicht darauf, dass sich mehrere Kinder im Raum befanden, unter anderem auch eine einjährige ...
So wurde die Musik immer lauter, der Raum immer verrauchter und ich immer müder.
Gegen 2 Uhr morgens, machten sich meine Familie und ich dann als erste auf den Weg nach Hause.
Endlich abgeschminkt und im Schlafanzug saß ich dann todmüde auf meinem Bett und packte noch ein paar meiner Geschenke aus, bevor ich mich dann endgültig schlafen legte, während ich von draußen noch dumpf das Gelächter und die Stimmen, die ausgelassen zur Musik mit sangen aus der Hütte hörte.
Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachte ich hauptsächlich damit, die verbliebenen zwei Geschenke auszupacken, mir ein leckeres Mittagessen mit den restlichen Knödeln zu machen und mich bei dem ein oder anderen Weihnachtsfilm auszuruhen.
So viel also zu der bisher größten kulturellen Erfahrung hier in Spanien, als nächstes steht Silvester auf dem Plan - das werde ich allerdings nicht mit der Familie verbringen - und am 6. Januar kommen dann die Heiligen Drei Könige, die hier ja ziemlich groß gefeiert werden.
Bin schon sehr gespannt, wie die nächste Woche noch verlaufen wird, dann hab ich das 'Schlimmste' hinter mir und meine zwei lieblings Au Pairs kommen endlich wieder aus Deutschland zurück. Wenn dann noch recht bald der Sommer kommen würde, wär ich mehr als zufrieden :)
Liebste Grüße,
Patricia
P.S.:
Ich hab mich auch endlich getraut zum Friseur zu gehen! Mit ein bisschen Einsatz von Händen und Füßen hat die Friseurin auch verstanden, was ich wollte und es sehr gut umgesetzt :)
am 23. noch schnell ein kleines Lebkuchenhäuschen mit den Mädels und einer Cousine gebastelt |
all I want(ed) for Christmas is you! |
Geschenkeeee :) |