Dieser Post könnte sich etwas in die länge ziehen, da ich einiges los werden möchte :D
Aber fange ich einfach mal bei der Woche an, mir ist nämlich aufgefallen, dass ich in letzer Zeit fast ausschließlich von meinen Wochenenden erzähle, an denen sich mein wirkliches Leben zwar auch abspielt, aber ich bin immer noch als Au Pair hier und unter der Woche dreht sich nun mal alles um die Kinder.
Die mich diese Woche teilweise übrigens wirklich auf die Palme gebracht haben. Es gibt nichts schlimmeres, als glücklich und zufrieden in seinem Bettchen aufzuwachen, noch mit der Hoffnung, der Tag würde gut verlaufen, bis du die Kinder mit absolut mieser Laune zur Schule zerrst, weil sie es schaffen innerhalb von fünf Tagen, drei Mal zu spät zu kommen, wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass ein Mal davon der Schnee in Las Matas dafür verantwortlich war, aber dazu gleich mehr.
Zuerst muss ich mir nämlich noch von der Seele schreiben, dass ich wirklich nur hoffen kann, dass sich das Verhalten der Mädels nächste Woche wieder etwas bessert. Alicia, die Fünfjährige, hat sich die letzten Tage zwar wirklich bemüht sich zu benehmen, aber das auch nur weil der Kindergeburtstag ihrer Schwester anstand und die Mutter damit drohte, sie nicht teilhaben zu lassen, wenn sie sich nicht benimmt. Letztendlich hatte sie aber keine Ahnung, wie sich ihre Kinder die Woche über benommen haben, weil sie mich erst gar nicht gefragt hat.
Laura, die am Dienstag acht Jahre alt wird, hat sich nämlich diese Woche fast schon schlechter benommen, als ihre kleine Schwester. Wenn man nämlich fast 15 Minuten zur spät zur Schule kommt, weil sie einfach nicht versteht oder nicht verstehen will, was es bedeutet sich zu beeilen und sie sich auch nach der zwanzigsten Aufforderung ihre Zähne zu putzen lieber beim Tanzen im Spiegel beobachtet. Kinder ...
Das alles hat mir teilweise gehörig die Laune verdorben in den letzten Tagen, weshalb ich auch wirklich froh war, als endlich Wochenende war. Andererseits ist mir dann aber aufgefallen, dass die Mädels in letzter Zeit deutlich zutraulicher geworden sind, sie wollen mehr Kuscheln, auf den Arm genommen werden, (noch) mehr mit mir spielen, was zwar anstrengen sein kann, aber auch sehr süß.
Jetzt aber mal zu dem Ereignis schlechthin: Schnee!!!
Dass es hier nicht oft und schon gar nicht viel schneit wusste ich ja bereits, aber dass die Spanier - und zwar alle - so austicken, wenn dann mal drei Zentimeter Schnee liegen, ist schon leicht beunruhigend :D
In der Nacht von Sonntag auf Montag hatte es nämlich ordentlich fette Schneeflocken geschneit, so dass eine Tante mit ihren Kindern kurzerhand im Schlafanzug auf die Straße gegangen ist, um bei dem Spektakel ganz nah dabei zu sein.
Am nächsten Morgen war die Begeisterung dann auch bei den Kindern ganz groß und spätestens als Alicia den Schnee (der mehr Eis war) dann auch anfassen konnte, waren ihre üblichen Morgen-Tränen auch wieder verschwunden. Da wir aber mit Paula und ihren Mädels zur Schule gegangen sind und dann auch noch an jedem Häufchen Schnee anhalten mussten und Fotos von ihnen machen sollten, war es auch kein Wunder, dass wir zu spät kamen. Eine spanische Mutter, die wir auf dem Weg trafen, hatte die Situation allerdings gut erkannt: "Heute kommt einfach jeder zu spät."
Hier ein paar Bilder von diesem Naturereignis :D
Das zweite was ich euch nicht vorenthalten möchte, ist einer der besten Abende seit langem hier in Madrid. Er hat nämlich auch bestätigt, dass die spontanen Dinge im Leben, oft die Besten sind.
Nachdem der Vorschlag, mal in eine andere Bar in einem anderen Viertel zu gehen, auch bei den anderen Mädels auf Zuspruch traf, fiel die Wahl schnell auf La Latina, da dieser Teil von Madrid auch wirklich für seine Bars und das Nachtleben bekannt ist.
Als Paula und ich Freitagabend die Bar, in der Aylin, Julia und ein paar andere Mädels schon auf uns gewartet haben, endlich gefunden hatten, hatte ich ja zuerst ein paar Bedenken, schließlich waren wir die einzigen Gäste. Aber diese Bedenken waren vollkommen unbegründet, denn zu später spanischer Stunde trudelten dann immer mehr Gäste ein und es wurde richtig voll und laut. Wir genossen unseren Sofaplatz und die leckeren Cocktails, die auch mal eine schöne Abwechslung zu Bier und Tinto de Verano waren. Als Paula, Julia und ich uns dann endlich dazu entschlossen hatten, noch tanzen zu gehen, wurden wir von einem Deutschen aufgehalten, der Paulas Frage, warum er denn so gut Deutsch spreche, damit beantwortete, dass er Deutscher ist. Er stellte uns kurzerhand seinen zwei Freunden vor, die uns den ganzen Abend über schon viel zu auffällig beobachtet hatten.
Nachdem wir dann noch Bekanntschaft mit einer anderen Gruppe von Spaniern gemacht hatten und nun zur Wahl stand mit wem wir in welchen Club gehen sollten, entschlossen wir uns für die Gruppe mit dem netten Deutschen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, bis wir endlich los konnten, haben wir uns dann zusammen mit unseren neuen Freunden - von denen einer schon 40 war!! - auf den Weg ins Independance gemacht, ein Club in dem viel zu laute Musik lief, aber zum Glück nicht nur so Techno-Gemansche, sondern auch wirklich gute Indie- / 90er - Musik.
Um fünf hatten wir drei dann aber auch genug vom Tanzen und machten uns auf den Heimweg, bei dem es zwar schwer war die Augen offen zu halten, aber zum Glück brachte uns der Nachtbus schnell Heim ins warme Bettchen.
Aus diesem wurde ich dann aber schon nach fünf Stunden Schlaf geweckt, bzw. konnte ich um halb 12 einfach nicht mehr weiter schlafen, weil alle im Haus mit den Vorbereitungen für den Kindergeburtstag beschäftigt waren und gerade die Mädels dabei nicht sehr leise waren.
Abends musste ich dann beim Kindergesichter bemalen helfen und wurde fürs TK-Pizza backen eingeteilt. Geflüchtet vor den aufgedrehten Kids bin ich dann zusammen mit Paula nach Heron City, wo wir zusammen mit Aylin und Julia lecker Pizza essen waren :D
Hier die schönen Bilder mit Julias toller Handykamera :D
Und zu guter letzt, noch ein bisschen was allgemeines über meinen Aufenthalt hier. anlässlich der 100 Tage, die am Dienstag erreicht sind:
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es so 'einfach' ist, ein Jahr im Ausland zu verbringen.
Natürlich ist es nicht immer leicht, wenn man seine Familie vermisst und seine Freunde. Man hat Angst oder zumindest Bedenken, etwas wichtiges zu verpassen, wie zum Beispiel Weihnachten mit der Familie oder dass sich etwas an den Freundschaften verändert, während man sich so lange Zeit nicht sieht. Aber das gehört eben auch dazu. Ich hatte, bevor ich nach Spanien gegangen bin, zwar nicht die Befürchtung, dass ich die ganze Zeit vor Heimweh heulen würde oder so, aber dass es mir so leicht fällt, teilweise, hätte ich auch nicht erwartet.
Natürlich spielt da die tolle Gastfamilie eine sehr große Rolle, genauso wie meine lieben Freunde hier, z.B. dass Paula eben einfach neben an wohnt und wir uns quasi gesucht und gefunden haben und uns wirklich so ziemlich jeden Tag sehen.
Aber ich muss schon sagen, dass ich wirklich wahnsinnig Glück habe mit allem hier. Ich hätte keine bessere Entscheidung treffen können, als hier her zu kommen, allein schon weil ich diesen Ort, Las Matas, auch so wunderschön und toll finde.
Und selbst wenn ich mich mal gefragt habe, ob es nicht auch eine tolle Erfahrung gewesen wäre, wo anders hin zu gehen, z.B. wenn ich die tollen Fotos meiner Freundin aus Neuseeland sehe, die Landschaft und die tollen Sachen, die sie dort erlebt und letztendlich kam mir dann auch der Gedanke, dass es im Endeffekt egal ist, wohin man geht, schließlich sehe ich meine Freunde und Familie genauso lange nicht, wie meine Freundin, die auf einem anderen Kontinent ist. Aber wenn ich dann hier mit meinen Freundinnen unterwegs bin, einen guten Tag mit den Mädels habe oder einfach merke, wie glücklich ich gerade völlig ohne Grund bin, dann habe ich fast das Gefühl, dass jeder von uns seinen eigenen Weg geht und zwar genau den richtigen.
Bis nächsten Sonntag :*